Donnerstag, 13. August 2009

Kurzkonzept

Boris Nikitin
Imitation of Life (AT)
Eine Dokumentation

Imitation-Nr-1

Kurzkonzept

Imitation of Life ist ein dokumentarisches Stück über Fälschung, Betrug, Manipulation und die Macht der Behauptung. Im Mittelpunkt stehen zwei Fälscher und ein Schauspieler. Allen drei ist gemein, dass sie Experten der Verstellung sind. Sie teilen die Fähigkeit, sich als jemand anderes auszugeben, sind Spezialisten des „als ob“: der Schauspieler auf der Theaterbühne, die Fälscher im tatsächlichen Leben. Imitation of Life handelt in zweiter Linie von den Rollen, die sie spielen oder behaupten. Im Zentrum des Stücks stehen die drei „Darsteller“ selbst. Gegenstand sind ihre Biographien, ihre Erfahrungen, ihre Handlungen und ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten, die sie dabei einsetzen. Sie betreten die Theaterbühne, stellen sich vor, erzählen dem Publikum von ihrem Werdegang, präsentieren dokumentierendes Material und beschreiben ihre Methoden der Verstellung; sie legen ihre Tricks des Überzeugens offen und erklären den Zuschauern, mit welchen Mitteln sie andere Menschen dazu gebracht haben, ihnen zu glauben. Imitation of Life wird sich so seinem Thema einerseits anhand des von den Darstellern präsentierten Materials (Geburtsurkunden, gefälschte und echte Ausweise, Fotos, Zeitungsberichte) und ihren Lebensgeschichten nähern, andererseits über eine Auseinandersetzung mit der Ambivalenz ihres Erzählens: Was sie dem Publikum zeigen und erzählen, steht in unmittelbarer Verbindung mit der Art und Weise, wie sie dies tun. Indem sie über ihre Könnerschaft berichten, setzen sie sie zugleich in Szene. Ihr Sprechen über die Methoden des Manipulierens fällt mit dem Akt des Sprechens zusammen, der Ausdruck eben dieser Fertigkeit ist. So ist in dem Moment, in dem der Fälscher sich als Manipulator offenbart, nie gesichert, ob er nicht bloss tut „als ob“. Imitation of Life ist ein Spiel mit dieser Unsicherheit, ein theatraler Seiltanz zwischen dem Gewissen und Ungewissen von Informationen und der Frage, was man als Zuschauer glaubt.

Imitation of Life wird so zu einer Versuchsanordnung, in welcher die Bühne als Ort der Verbindung von Körpern und Sprechakten zum paradigmatischen Ort einer Konstruktion von Identität wird. Ihr Mittel ist die Behauptung - die Behauptung, jemand (anderes) zu sein.

Damit will Imitation of Life zugleich das Prinzip des dokumentarischen Theaters einer Überprüfung unterziehen. Das Genre, das auf dem Anspruch nach Objektivität und Zuverlässigkeit fußt, wird in der Auseinandersetzung mit einem Gegenstand, der eben diese Kategorien unterwandert, an seine epistemologischen Grenzen geführt: eine Dokumentation über die Fälschung ist immer auch potentiell eine Dokumentation mit gefälschtem Material oder eine gefälschte Dokumentation. Imitation of Life wird somit das Dokumentarische als eine Form der Tatsachenproduktion untersuchen und damit ihren Einfluss auf die Rezeption der Zuschauer.
Zum vierten Protagonisten in Imitation of Life wird daher das Publikum selbst, dessen eigener Entscheidung es obliegt, was Imitation of Life es glauben mag und was nicht.

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