flügelschlag der intimität. traumblog teil 2

heute mal ganz was privates. wenn berlusconi das kann, und obama und die merkel sogar privat aussehen, wenn sie sich preisen ins mikrofon, dann kann ich das auch.
„das private ist für mich das eigene, das sehr persönliche, das im bild zum ausdruck kommt. das private umfasst auch das intime und damit zugleich das heimliche, das geheimnis. die intimität öffnet den begriff des privaten ins körperliche. intimität ist der zustand tiefster vertrautheit, der durch das emotional körperliche, durch sex und durch liebe, entsteht. bilder können sowohl privat sein wie auch intim. wenn sie den eigenen privaten oder den intimen raum verlassen, und es ihnen gelingt, bei anderen ähnlich intensive gefühle hervorzurufen, dann springt der funke über, und es brennt in dir wie in mir, als ich das bild gemalt habe.“
dieter mammel (wer zur hölle ist dieter mammel) im tip dieser woche.
na ja, ich sitz halt grad in berlin und lese alles was sich mir meine finger krallen können. internet=bloggen (oder =facebook, =twitter, =myspace, =etc, wenn ich denn damit erfahrung hätte) schafft die quadratur des kreises: die privatheit in ihrer massenhaften anonymität. wir glauben menschen zu kennen, wenn wir ihre enbtlössungen im netz lesen, wir glauben, sie bringen uns vertrauen entgegen, wir glauben, wir können uns gegenseitig helfen, und wir glauben vor allem, wir stünden miteinander in einem ja intimen kontakt. was wir nicht alles glauben.
wenigstens können wir nicht im schlaf bloggen, dann könnten ja vielleicht auch leute im koma bloggen und so endlich offenbaren, ob sie lieber sterben oder lieber siechen. na ja. für diesen absatz genug der politischen unkorrektheiten (ist ahmadinejad eigentlich politisch korrekt?). wenigstens bleiben wir weg im schlaf. woanders. ganz gefangen in unserer eigenen privatheit, intim mit uns. wen interessiert schon mein persönlicher traum, wer kann denn damit was anfangen? schlaf kann man teilen, traum bleibt eigen. was ich träume, wird nur mir etwas sagen, nur ich kann die einzelnen versatzstücke erkennen, den zusammenhang aufschlüsseln, nur ich weiss mit bestimmtheit, wann ein traum eine besonders lustige aber sehr sinnlose variante meiner erlebnisse ist.
kann aber die handlung eines traum privat sein? intim? von sex träumen, von wünschen, vorstellungen, die im wachzustand schon im frühstadium vom sozialisierten hemmungsamt weggeätzt werden – nur, eben, wohin: da wo die langen, dürren finger der träume noch dran kommen -, von begegnungen, sehnsüchten, von all dem lässt sich leicht träumen, und die lassen sich auch leicht wieder vergessen. aber lässt sich liebe träumen? nicht im tagtraum, nein, tief im schlaf, ohne kontrolle über die jenseits jeder wahrscheinlichkeitsrechnung liegenden kombinationsmöglichkeiten – lässt sich ein mann mit doppelleben und vergangenheit ein auf den achterbahn-traum einer kleinen göre? und ist das alles beim aufwachen weg wie eine geplatze luftblase? darf man liebe noch beanspruchen als realität? oder nur dann, wenn der krug anschliessend zerbricht?
womit wir bei der frage ankommen: was bitte schön ist denn heute noch privat? was intim was nicht gleichzeitig wildfremd?
PRIVAT, adj. und adv., amtlos, besonder, geheim, unöffentlich, persönlich, häuslich, überhaupt dem amtlichen, öffentlichen, allgemeinen, gemeinsamen entgegengesetzt; im 16. jahrh. entlehnt aus lat. privatus (vom staat abgesondert, ohne amt für sich lebend; eine einzelne person betreffend): private angelegenheiten (oder angelegenheiten privater natur), händel, mittheilungen; einem etwas privat (nur für seine person) mittheilen u. s. w.; (grimmsches wörterbuch).
Privat (von lat. privatus, PPP von privare, „absondern, rauben“, privatum, „das Eigene“ und privus, „für sich bestehend“) bezeichnet Gegenstände, Bereiche und Angelegenheiten, die nicht mehr der Allgemeinheit gehören bzw. offenstehen, sondern nur einer einzelnen Person oder einer eingegrenzten Gruppe von Personen, die untereinander in einem intimen bzw. einem Vertrauensverhältnis stehen. (wikipedia)
intim kannten die gebrüder grimm noch gar nicht.
ich raub dir den schlaf und setz mich ins gemachte nest deiner privaten natur?
ein versuch: in einer situation, die man als wirklichkeit und/oder traum annehmen und somit beides gleichwertig zur realität erklärend erleben kann, sagt unser an kunst, kultur und gesellschaft geschultes wunschvermögen, ist alles möglich. denn die bekannten, die sicheren wege, die die situation zu einer handlung fortführen, dürfen verlassen werden, jetzt liegt eine füllige, unüberschaubare ebene vor uns und bietet unzählige trampelpfade. die handelnden sind an nichts mehr gebunden als an sich selbst, können jederzeit anknüpfen aneinander, aber sie müssen sich erkennen, denn jeder fussel gehört zum spielfeld. so ein one-night-stand ist ein ganz anständiger ausgangspunkt für so was. je intimer wir sind, desto eher geben wir uns die blösse, die das unvorhergesehene möglich macht.
in den meisten fällen sind wir ganz froh, wenn wir aufwachen. das anarchische träumen ist nicht des menschen sache, alistair ist ausserordentlich froh, wenn er trotz weltallausflug seine bücher rechtzeitig zurückgeben kann – nicht auszudenken, die bussen und verluste, die betreibungen, die verpflichtungen, die berichtigungen, die formulare,...
...und nach dem theater muss man ja auch wieder mit dem alltagsleben klarkommen.

When I'm in the middle of a dream
Stay in bed, float up stream
Please don't wake me, no
don't shake me
Leave me where I am
I'm only sleeping
Bausznern - 28. Jun, 15:42